Rente? Nein Danke!

Warum tun wir Personal Trainer uns mit dem Thema Altersvorsorge so schwer?

Von einem der auszog und das fürchten lernte.

Geht es Dir auch so, dass Du Dich noch viel zu jung für das Thema „Rente“ fühlst? Oder: „Dafür habe ich aktuell noch kein Geld“. Oder: „Dazu muss ich erst mal Umsatz machen“. Oder: „Dazu habe ich später immer noch Zeit.“ Oder: „Das ist so ein lästiges Thema, das nervt mich viel zu sehr.“ Oder: „Ich werde als Personal Trainer so viel Geld verdienen, dass ich im Ruhestand genug übrig habe.“ Oder: „Ich werde später schon irgendwie über die Runden kommen.“ Oder: „Ich geh nicht in Rente. Arbeite bis zum Schluss.“ Oder …

Es gibt sicherlich noch viele weitere Gründe, warum Personal Trainer sich diesem Thema nicht oder nur oberflächlich widmen. Oft ist ja auch das trügerische Gefühl da: Es wird schon irgendwie gut gehen.

Und genau das wird es NICHT!

Ich möchte es vorwegnehmen: Ich will Dir wirklich keine Angst machen, sondern Dich sensibilisieren, JETZT zu handeln. Legst Du bereits Geld „beiseite“, alles gut. Dann mag es maximal noch darum gehen, ob es genug sein wird. Dazu später mehr… Sparst Du aktuell nichts für Deine Rente, fange JETZT an. Bist Du angestellt, dann lege zusätzlich ab SOFORT privat Geld beiseite.

Ich arbeite gerne (siehe Beitrag: „Personal Trainer – Der beste Beruf der Welt!“) und werde sicherlich nicht mit 55 in Rente gehen. Ich gebe aber auch offen zu, mit 80 möchte ich nicht mehr 5x die Woche morgens zum Laufen, Krafttraining oder Coaching aufbrechen. Irgendwo dazwischen werde ich beginnen, noch etwas mehr von dieser Welt zu entdecken, meinen Kindern mehr auf die Nerven gehen zu wollen 😉 und mit meiner Frau Rabea Golfen zu gehen.

Daher MUSS ich mich mit dem Thema „Rente“ auseinandersetzen. Und nicht nur ich, sondern wir alle. Falls Du Dich jetzt fragst „Warum?“, anbei drei kurze Beiträge zu Status „Rentensystem Deutschland“. Sie sind bewusst nicht ganz neu, aber vertrau mir, die Situation ist eher schlechter geworden.

Fakt ist eines: Von Vater Staat werden wir vermutlich nichts oder nur sehr wenig bekommen. Das belegen alle aktuellen Entwicklungstendenzen und Wirtschaftsökonomen. Dies gilt vor allem für all diejenigen, die angestellt sind und daher zwangsläufig in die Deutsche Rentenversicherung einzahlen (müssen). Zum Teil müssen wir Personal Trainer das ja bereits auch – in Zukunft wohl wir alle, aber das ist ein anderes Thema. Die derzeit errechnete Rendite für alle, die um 1965 geboren sind und mit 65 in Rente gehen wollen (also um 2030) liegt bei ca. 2,6 bis 3%. Ziehen wir die aktuelle Inflations-/Teuerungsrate von ca. 1-2% ab, bleiben unter dem Strich 1 bis vielleicht 2% Rendite übrig.

Um das in nackten Zahlen auszudrücken:
Lege ich pro Jahr 10.000€ beiseite (das entspricht ca. 833€ pro Monat – Wer schafft das schon als Personal Trainer?), „vermehrt“ sich mein Geld tatsächlich um ca. 100-200€. Respekt, davon kann ich mal nett essen gehen. Sprich, diese Rendite reicht nie im Leben aus, um sich ein geregeltes Renteneinkommen im Alter aufbauen zu können.

Wer also von uns hofft, dass sein Geld einzig in einem staatlichen Rentensystem gut angelegt ist, wird später mit einer großen Enttäuschung „aufwachen“. Ich möchte Dich deswegen auf dieses brisante Thema aufmerksam machen. Engagiere auch hier, so wie Du es Dir von Deinen Klienten wünschst, einen Experten. Vielleicht hast Du ja in Deinem Klientel jemanden, der sich bestens damit auskennt. Hauptsache Du tust was.

Es ist nicht das spannendste und vermeintlich wichtigste Thema meines Lebens, doch wovon werde ich, wirst Du im Alter leben?

Ich möchte Dir anhand der folgenden Rechnung Anhaltspunkte geben, über welche Zahlen wir uns Gedanken machen müssen. Wer wie oben erwähnt bereits Geld für später beiseite legt, muss nur schauen, ob es am Ende reicht. Wer später kein Geld braucht, weil er geerbt hat oder nichts braucht, trifft natürlich das Folgende nicht zu. 

Zwei Berechnungen, wobei ich Inflation etc. außen vor lasse:

Beispiel 1: Ich bin aktuell 47 Jahre alt und möchte bis zu meinem 65 Lebensjahr arbeiten. Dann möchte ich kürzer treten und in „Rente“ gehen. Ich möchte mindestens 95 Jahre alt werden. Nach heutigem Wert des Geldes berechnet, möchte ich mit 65 ein monatliches Renteneinkommen von ca. 4.000€ zur Verfügung haben. Vielleicht denkst Du jetzt, das ist aber viel zu viel. Was, wenn ich Dir sage, dass Du davon noch Steuern zahlen musst und Dich Deine Krankenversicherung mit 65 im Monat vermutlich um die 1.000€ kosten wird. Dann noch Miete, Essen etc. – so viel bleiben da nicht übrig und zugegeben, möchte ich nach den vielen Jahren der aufopferungsvollen Selbständigkeit gut leben können und nicht überleben müssen.

Somit ergibt sich Folgendes:
12x 4.000€ = 48.000€ / Jahr
30 Jahre * 48.000€ = 1.440.000€

Richtig gelesen! Grob gerundet muss ich es schaffen, innerhalb der nächsten 18 Jahre mit Personal Training, neben all meinen aktuellen Ausgaben, noch so ganz nebenbei 1.4 Mio Euro beiseite zu legen. Werde ich das schaffen? Nein, besser NIEMALS. Oder hast Du einen Tipp für mich? Lass Dich jetzt ja nicht von mir frustrieren!

Beispiel 2: Ich bin aktuell 25 Jahre und möchte bis zu meinem 65 Lebensjahr arbeiten. Dann möchte ich kürzer treten und in „Rente“ gehen. Ich möchte mindestens 95 Jahre alt werden. Nach heutigem Wert des Geldes berechnet, möchte ich mit 65 ein monatliches Renteneinkommen von ca. 3.000€ zur Verfügung haben.

Somit ergibt sich Folgendes:
12x 3.000€ = 36.000€ / Jahr
30 Jahre * 36.000€ = 1.080.000€

Alle 25-jährigen die jetzt glauben, sie werden niemals 3.000€ im Monat mit 65 Jahren brauchen, vertraut mir bitte: Ihr werdet. Übrigens gerade ihr habt den großen Vorteil, wenn ihr jetzt anfangt. Durch den sogenannten „Zinses-Zins-Effekt“ + „e-Funktion“ beim Sparen habt ihr viel bessere Chancen dies zu schaffen. Ihr habt noch 40 Jahre Zeit, diesen Betrag aufzubauen. Ich habe nicht mal die Hälfte der Zeit.

Ich kenne leider nahezu kaum Personal Trainer, die sich konsequent und mit Überzeugung diesem Thema widmen. Deshalb dieser Beitrag. Fange bitte an, heute. Ich bin kein Rentenberater, aber ich kenne ein paar sehr gute, falls Du keinen hast.

Falls Du Dich fragen solltest, wie Du jemals solch ein „Rentenvermögen“ aufbauen sollst, dann gibt es sicherlich eine Fülle an Möglichkeiten. Hier muss jeder SEINEN Weg finden, der zu ihm passt. Der eine ist auf Sicherheit aus und legt ein Sparbuch an – Zinsen aktuell 0%. Der Nächste kauft sich eine Immobilie – sicherlich derzeit eines der interessantesten Themen. Der Dritte ist risikobereit und kauf Aktienfonds oder reine Aktien. Richtig, hier kannst Du schnell alles verlieren … oder vielleicht auch viel gewinnen. Als kleine Inspiration sei Dir dazu folgendes Beispiel gegeben: Hättest Du vor 40 Jahren einmalig 1.000$ in die Aktie der Firma „Berkshire Hathaway“ investiert, einmalig, und sie nie wieder angefasst, würdest Du heute mit ca. 10.000.000$ nach Hause gehen können.

Ich möchte Dich mit diesem Beitrag beim besten Willen nicht demotivieren oder frustrieren. Ganz im Gegenteil: Ich sehe es als meine Pflicht an, in unserer Branche auch dieses eher unpopuläre Thema als persönliches „Weiterbildungsthema“ anzuregen und somit sich in seiner Freizeit eben mal nicht mit Fachthemen wie Training, Ernährung, Coaching oder Therapie zu beschäftigen.

Ich hoffe sehr, ich konnte Dir dazu eine erste Anregung geben. Falls Du bereits tolle Erfolge und Kenntnisse bei Deiner Altersvorsorge gewinnen konntest und die gerne mit mir, mit uns teilen möchtest, so freue ich mich sehr, wenn Du meinen Beitrag kommentierst. Lass uns alle von Deinem Wissen profitieren. Ich danke Dir schon mal im Voraus.

6 Kommentare
  • Marco Sven Wachter
    Veröffentlicht um 11:00h, 20 Oktober Antworten

    Hi,
    und leider hast DU recht mit Deinen Ausführungen. Ich meine , WIR sollten uns ALLE damit vertraut machen, dass WIR eher bis zum letzten Atemzug arbeiten müssen. Denn nahezu ALLE Anlagen haben ein Restrisiko. Früher gab es Bundesschatzbriefe mit Verzinsung von 8% und mehr, LVs mit Garantiezins um die 4,5% und Zugewinnanteilen. VORBEI !!
    Immobilien Kosten immer Geld, selbst wenn diese bezahlt sind. Das wird natürlich gerne verschwiegen.
    Dabei besteht das Problem noch Gemeinden und Staat können Steuern erheben nach Lust und Laune.
    Es ist doch schon pervers genug,dass WIR uns den bestmöglichen Absicherungsvertrag für später überlegen und auf unser schon versteuertes Einkommen abermals eine Ertragssteuer entrichten müssen.
    Aktien bzw Firmenbeteiligungen , funktionieren auch nur dann, wenn Dividende entsteht bzw diese Produkte von den Konsumenten permanent gekauft werden. Den Geld hat noch NIE Geld erarbeitet, es ist immer eine Wirtschaftsleistung oder ein Produkt.
    Wenn ich die passende Idee habe, dann gebe ich Dir Bescheid ! 🙂

    • businesscoach
      Veröffentlicht um 23:34h, 20 Oktober Antworten

      Hallo Marco,
      ja bitte unbedingt melden. 😉 Und das wir zusätzlich Steuern auf bereits versteuertes Einkommen zahlen müssen, finde ich eine riesengroße …. Frechheit. Unfassbar. Aber eben leider nicht zu ändern! Also, lasst uns schauen, nicht zu naiv mit dem Thema umzugehen.

  • Thomas Jakob
    Veröffentlicht um 15:01h, 20 Oktober Antworten

    Altersvorsorge ist sicherlich kein beliebtes, zumindest ein oft verdrängtes, Thema in einer Branche, in der es um Sportlichkeit, vielleicht Jugendlichkeit, auf jeden Fall um „immerwährende“ Gesundheit geht. Glücklicherweise kann ich auf einen guten Finanzberater in meinem Netzwerk zurückgreifen; seine Finanzplanung bestätigte u.a. auch Deine Hinweise, lieber Eginhard: Früh (!) anfangen um Effekte, wie Zinses-Zins nutzen zu können. Ich kann ebenfalls nur jedem raten hier einen Profi aufzusuchen und das Thema nicht zu verdrängen. Danke für Deinen Blog-Eintrag, Eginhard!

    • businesscoach
      Veröffentlicht um 23:31h, 20 Oktober Antworten

      Herzlichen Dank Thomas für Deinen Kommentar und Deine Unterstützung zu diesem Thema!

  • Christina
    Veröffentlicht um 15:28h, 23 Mai Antworten

    Hallo Eginhard,

    wichtiges Thema! Ich habe mich erst zum 01.03.2019 freiberuflich selbsständig gemacht und musste für ein Studio in dem Kurse gebe eine Statusfestellung der Deutschen Rentenversicherung machen. Nun bin ich Pflichtversichert und muss theoretisch jeden Monat 20% meines Umsatzes in die gesetzliche RV einzahlen.
    Damit sollte ein Grundversorgung im Alter gesichert sein, wobei man sich darauf natürlich auch nicht verlassen kann und besser noch privat vorsorgt. LG Christina

    • Eginhard Kieß
      Veröffentlicht um 09:25h, 27 Mai Antworten

      Hallo Christina, herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Mit dem Thema „Kurse“ bist Du zwangsläufig pflichtversichert. Dagegen kannst Du nichts mehr machen. 🙁
      Sorge selber unbedingt vor, denn die gesetzliche Rente wird für alle nach 1970 geboren nicht mehr reichen. Das ist Fakt und weiß jeder in der Wirtschaft + Politik. Leider. Viele Grüße Eginhard

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